Bürgerinitiative gegen Windenergieanlagen im Naturpark Arnsberger Wald

Erneuter Leserbrief im “Soester Anzeiger”

Leserbrief im “Soester Anzeiger”

Dieser Leserbrief der Bürgerinitiative „Windpark Arnsberger Wald – Nicht mit uns“ erschien am 23. September 2022 im Soester Anzeiger. Hier ist die ursprüngliche Version mit Foto und erklärender Grafik:

“Neben Pandemien und der „Industrie der Falsch- und Desinformationen“ sieht der renommierte „Club of Rome“ die derzeit größten Probleme der Menschheit in der Entgegensteuerung des Klimawandels und des Verlusts der biologischen Vielfalt.

Die Bedeutung des Arnsberger Waldes als Ganzes für den Erhalt der biologischen Vielfalt wurde aufgrund überwiegend wirtschaftlicher Interessen jahrzehntelang vernachlässigt. Zunehmend wurde dieser zusammenhängende Naturraum als „Holzvorrat“ betrachtet und eine Forstwirtschaftsweise gefördert, die zu den jetzigen sichtbaren und unsichtbaren Teilverwüstungen geführt hat. Dieser klimaschädliche ökologische Raubbau an der Natur unter der Beteuerung einer „nachhaltigen Forstwirtschaft“ ist in der Geschichte des Arnsberger Waldes nicht neu. Dieses Mal wird der Klimawandel verantwortlich gemacht, welcher letztlich jedoch nur Auslöser war. Glücklicherweise weiß sich die Natur durchaus selbst zu helfen, sofern hier nicht Kipppunkte erreicht werden. Aber genau auf diese bewegen wir uns zu!

Verwüstung durch Harvester der Hamecke im April 2022

Wie vor Jahren bereits der globale Klimawandel wird nun der menschengemachte Raubbau an der Natur geleugnet, gerade auch im Arnsberger Wald. Das Erschreckende dabei ist, dass dieser Raubbau mit einer irrwitzigen Verdrehung von Ursache und Wirkung sogar noch seine Steigerung ermöglichen soll. Der Bau von 200 gigantischen Kraftwerken in diesem Naturraum samt deren massiver Infrastruktur sowie die Teilabholzung der verbliebenen alten, naturschutzwürdigen Laubwälder stehen unmittelbar bevor. Zerstörungen von Biotopen, z.B. der dichtgelegenen Bachsiepen, die eigentlich unter Naturschutz zu stellen sind, haben bereits begonnen (siehe Foto der Hamecke im April 2022).

Flächenanteile der Natura-200 Gebiete in den einzelnen Bundesländern

Das Land NRW stand bereits mit mehreren Vertragsverletzungsverfahren im Visier der EU-Kommission. Bei der Ausweisung von europäischen Schutzgebieten steht es nicht nur im deutschen (siehe Diagramm), sondern auch im EU-Vergleich als Schlusslicht dar. Beim flächenmäßigen Anteil dieser Schutzgebiete an der Landesfläche weist NRW hier weniger als die Hälfte des Durchschnitts der EU aus! Andererseits erfüllt gerade der zusammenhängende Arnsberger Wald die notwendigen Kriterien zur Ausweisung eines besonderen europäischen Schutzgebiets. Dieses wäre daher schon seit Jahren zwingend umzusetzen gewesen.

Aus diesen Gründen und aufgrund einer behördlichen Ignoranz sahen sich die BI und ihre Rechtsanwälte veranlasst, bei der EU-Kommission Beschwerde einzureichen. Diese hat Ende März 2022 am Beispiel des Arnsberger Waldes festgestellt, dass wesentliche Annahmen des Landes NRW hinsichtlich seiner Verpflichtungen zum Erhalt der biologischen Vielfalt nicht dem Verständnis der EU-Kommission entsprechen. Derzeit werden entsprechende Diskussionen zwischen EU-Kommission, Bundes- und Landes-Umweltministerium geführt.

Auch wir „Hinterwäldler“ vor, im und hinter dem Arnsberger Wald können vor Ort unseren nicht unerheblichen Beitrag zur Entgegnung der großen Probleme der Menschheit beitragen. Aufgrund der naturgegebenen Topografie des Arnsberger Waldes und der darin befindlichen, schützenswerten Lebensräume von Fauna und Flora drängt sich doch auf, diesen Beitrag gerade auch beim Erhalt der biologischen Vielfalt zu sehen! Das dichte Fließgewässernetz darin stellt zudem die Trinkwasserversorgung der Metropolregion Ruhrgebiet sicher. Die alten Laubwälder dienen uns als natürliche CO2-Senke, als Regenmacher und zur Senkung der Landschaftstemperatur – jedoch nur, wenn auch sie nicht noch abgeholzt werden.

Die Parteien, die bisher in NRW Regierungsverantwortung hatten oder haben, scheinen diese Zusammenhänge leider nur unzureichend zu würdigen. Wer sich auf Lobbyisten verlässt und sich dem Mainstream oder in vorauseilendem Gehorsam den Parteizentralen anbiedert, bekommt naturgemäß nur einen einseitigen Blick auf die die Lage vor Ort und wird daher am Ende selbst Teil des Problems. Die historisch niedrige Wahlbeteiligung bei der letzten Landtagswahl spricht Bände!”