Bürgerinitiative gegen Windenergieanlagen im Naturpark Arnsberger Wald

„Das ist reiner Irrsinn.“

Der Paderborner Windkraftunternehmer Johannes Lackmann bringt es auf den Punkt. Gegenüber dem “Westfalen Blatt” bestätigt er die Abschaltung von einigen Windkraftanlagen. Der Grund? An der Strompreisbörse hätten ihm Verluste durch den Verkauf von Strom gedroht. „Das ist reiner Irrsinn,“ wird er zitiert, denn Kunden zahlen dennoch hohe Preise für Strom und Wärme.

Diese Entwicklung kommt nicht unerwartete. Der Appell von Bundeswirtschaftsminister Habeck zum Stromsparen hat vor allem in den Betrieben dazu geführt, die Produktion herunterzufahren. Die Nachfrage nach Strom ging zurück. Lackmann weiter: „Gleichzeitig haben wir aber viel Wind und die Windkraftanlagen können viel Strom erzeugen. Wegen des hohen Angebots dümpelt der Strompreis an der Börse aber um den Nullpunkt. Wenn durch ein Überangebot sogar negative Börsenpreise drohen, müssen die Erzeuger ihre Anlagen abschalten, weil sie sonst für ihre Stromlieferung noch Geld bezahlen müssten.“

Die Firma Westfalenwind – die auch im Arnsberger Wald 15 Windenergieanlagen bauen möchte – hat in Folge 60 WEAs im Kreis Paderborn abgestellt. Das ist eine Leistung von insgesamt 100 Megawatt (100 Millionen Watt) mit der 100.000 Haushalte mit Strom versorgt werden.

Einen finanziellen Ausgleich für den nicht angebotenen Strom erhalten die Betreiber von Windenergieanlagen nicht.

Das Problem ist jedoch keinesfalls neu. Bereits vor der Aufforderung zum Stromsparen wurden in 2019 insgesamt 71,5 Gigawattstunden aus Windenergie- und Fotovoltaikanlagen von Westfalen Weser Netz (WWN) nicht ins Stromnetz eingespeist. Der Grund war die Verhinderung einer Netzüberlastung. In 2020 waren es 20 Gigawattstunden weniger, da neu errichtete Hochspannungsleitungen zur Verfügung standen.

Die augenblicklichen Kapazitäten reichen schon jetzt dazu aus, um mehr als 60% des Strombedarfes abzudecken  – wenn denn der Wind weht. Dann wird Strom produziert, ob er nun gebraucht wird oder nicht. Ohne eine ökonomisch attraktive Speicherung, gibt es hier keine adäquate Lösung. Durch die Windkraftanlagen im Wald und anderswo werden die Kapazitäten weiter erhöht. Es ist halt nicht durchdacht. Solange es keine sinnvolle Speicherung gibt, werden weiterhin back-up Kraftwerke benötigt, die wir bald auch nicht mehr haben. Es ist nun einmal so: Erstmal das alte Haus abreißen und dann mitten im Winter feststellen, daß das neue Haus noch gar nicht fertig ist. Das ist keine gute Strategie.

Unzureichende Leitungen, nachlassende Nachfrage sowie eine Regulierungspolitik an Angebot und Nachfrage vorbei sind keine Gründe, den Ausbau von Windenergieanlagen ohne Rücksicht auf Verlust voranzutreiben. Ob genehmigende Stadträte und Behörden so weit denken können?